Der Weiße Turm ist einer der letzten Reste der alten
Stadtbefestigung, die Darmstadt ab 1330 schützte. Mehr als drei Jahrhunderte
hindurch war er ein Wehrturm mit Zeltdach und Zinnen. Im unteren Teil mit
seinen 1,75 m dicken Mauern befand sich ein Verlies, das ganze 4 m² groß war.
Als Landgraf Ernst Ludwig zu Beginn des 18. Jh. die neue
Vorstadt erbauen und die Stadtmauern niederreißen ließ, blieb nur der Turm
erhalten.
Der landgräftliche Baumeister Plönnies wandelte ihn in einen
Glockenturm um. Er wurde aufgestockt und erhielt ein neues, barockes Kuppeldach
mit langer Spitze. Er trug jetzt zwei Glocken, die der Landgraf 1704 hatte
gießen lassen, um die Bürger zum Gebet zu rufen.
Die sogenannte „Silberglocke“ diente als Totenglocke. Sie wurde nur geläutet, wenn ein Mitglied des
Hauses Hessen verstorben war.
Im 20. Jh. diente der Weiße Turm als Aufbewahrungsort für
wertvolle Schätze des Staatsarchivs. Bei dem Bombenangriff im September 1944,
der weite Teile Darmstadts in Schutt und Asche legte, wurde auch der Weiße Turm
schwer beschädigt. Nur die Außenhaut blieb stehen. Darum, und weil er
mittlerweile ein Verkehrshindernis darstellte, beschlossen die Darmstädter
Stadtverordneten am 12. Juni 1947, den Weißen Turm abzureißen. Sie hatten
jedoch nicht bedacht, dass der Turm dem Land Hessen gehörte. Das Land als
Eigentümer ließ den Turm nicht nur restaurieren, sondern baute noch ein
zusätzliches Stockwerk darauf und stellte auch das Haubendach wieder her.
Anfang 1979 wurde der Turm innen renoviert, 1984 erfolgte eine gründliche
Gesamtrenovierung, bis hin zur frischen Vergoldung von Uhrzeigern und
Zifferblättern.
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